Ethik und Ästhetik der Börse
Grzebeta, Sven: Ethik und Ästhetik der Börse (Dissertationsprojekt)
Über das Phänomen "Börse" herrscht seit dem jähen Ende der Euphorie um die sogenannte New Economy im Jahr 2000 wieder eine rege gesellschaftspolitische Diskussion. Die Entwicklung an den Aktienmärkten weist aber über die konkreten historischen Geschehnisse hinaus und wirft spezifische wirtschaftsethische Fragen auf - insbesondere: Erhält an der Börse jeder Bürger gleichberechtigt Zugang zur Wertsteigerung des Produktivkapitals oder handelt es sich dabei um eine besonders perfide Form der Umverteilung von Wohlstand zu Lasten unterer sozialer Schichten? Um differenzierte Argumente für die häufig polemisch geführte gesellschaftliche Debatte über Börse zu gewinnen, werden zunächst die sozialphilosophischen und erkenntnistheoretischen Grundlagen von Börse anhand ihrer Funktion (Effizienzmaximierung durch Tausch von Produktivkapital) beschrieben. Dabei
sind zentrale phänomenale Aspekte der Börse wie Wahrnehmung, Funktion, Zugang und Verteilung zu analysieren. Diskutiert werden schließlich die Thesen, dass moralische Urteile über Börse (auch) ästhetisch vermittelt sind (Roman, Film, Journalismus, Fotografie) und dass die Institution Börse sich
kontinuierlich wesentlich verändert (Elektronisierung, Professionalisierung, Medialisierung), sowie vor allem die Frage nach der Möglichkeit eines dem gegenwärtigen sozialen Phänomen Börse angemessenen Gerechtigkeitsbegriffes.